Duisburger Straßen-Künstlerin erinnert an ungelösten Vermisstenfall
Das traurige Geheimnis hinter der Pflaster-Malerei
Von: KATJA DERSTROFF
05.10.2015 - 09:44 Uhr
Duisburg – Mit ihren fantastischen 3D-Pflasterbildern steht Marion Ruthardt im Guinessbuch der Rekorde. Doch ein ganz besonderes Kreidemotiv der Duisburgerin verdient den Weltrekord der Herzen!
3D-Pflasterbilder von Marion Ruthardt
Es ist das Bild einer Frau mit weißem Kopftuch, daneben kleiner aufgemalt die Köpfe ihrer Söhne. Dahinter verbirgt sich ein tragisches Familien-Schicksal.
Seit Jahren nimmt die Straßenmalerin am Künstler-Festival im hessischen Neustadt teil. Jedes Mal fiel ihr die Frau (69) auf, die stumm auf einer Bank saß, ein verknittertes Foto in der Hand.
Ruthardt: „Ich wollte sie gerne malen und sprach sie an. Da erzählte sie mir von ihrem Sohn Muhammed, auf dessen Rückkehr sie seit 36 Jahren wartet.”
Asiye Arslans Sohn war fünf Jahre alt, als er 1981 spurlos verschwand. Seine Schwester Ayse (heute 35) erzählt BILD: „Ich lag als Baby in der Klinik in Marburg. Meine Brüder Ramazan und Muhammed durften damals nicht mit ins Zimmer. Sie wurden zum Spielen nach draußen geschickt. Als meine Eltern zurück kamen, war Muhammed verschwunden. Eine groß angelegte Suchaktion der Polizei blieb erfolglos.”
Tief bewegt von diesem Schicksal zeichnete die Künstlerin das Bild der Mutter und ihrer Söhne auf den Asphalt. Ruthardt: „Die Frau glaubt ganz fest daran, dass ihr Sohn noch lebt. Sie hofft, dass eines Tages jemand kommt und ihn auf dem Foto erkennt. Vielleicht kann ich mit meinem gemalten Hilferuf diese Hoffnung stärken.”
Auch wenn 36 Jahre vergangen sind: Die „Akte Muhammed” ist bei der Polizei bis heute nicht geschlossen.