Vor 21 Jahren verschwand Hilal Bruder schreibt herzzerreißenden Brief an Mörder
27.01.20, 17:25 Uhr
Sie hatte ein gutes Schulzeugnis mit nach Hause gebracht. Deshalb durfte sie sich zur Belohnung im nahegelegenen Einkaufszentrum an der Elbgaustraße Süßigkeiten kaufen – und kam nie wieder. Das war gestern von 21 Jahren. Bis heute gibt es keine Spur von der damals zehn Jahre alten Hilal Ercan. Höchst wahrscheinlich ist sie nicht mehr am Leben. Den Jahrestag ihres Verschwindens hat nun der Bruder Hilals, Abbas Ercan, zum Anlass genommen, einen Brief an den Mörder zu verfassen – und „an die Mitwisser, die den Mörder schützen“.
„Ein Mord verjährt nicht! Egal wie sehr er auch vertuscht und unterdrückt werden mag“, schreibt Ercan. „Ein Mord ist ein Kapitalverbrechen, das einem Menschen sein Leben und dessen Angehörigen die Mutter, den Vater, die Schwester, den Bruder oder die Freundin nimmt! Ein Mensch wird einfach aus dem vollen Leben gerissen, ohne Sinn und Zweck!“ „Ich schreibe diesen Brief nicht in Bitternis“
Ercan weiter: „Ich weiß ganz genau, dass dieser offene Brief den Mörder meiner Schwester erreicht, dass DU ihn liest, ihn lesen musst. Ich schreibe diesen Brief nicht in Bitternis, nein, dafür fühle ich mich schon zu ausgelaugt. Ich schreibe diesen Brief als Bitte eines Menschen, dem etwas Liebes genommen wurde, an einen Menschen, der es genommen hat. Ich schreibe dies mit der Bitte und der Hoffnung, dass DU zu einer Entscheidung kommst. In der Hoffnung, dass Dir dieser Brief hilft, eine jahrelange Last von den Schultern zu werfen. Die Last der Schuld!
Ich weiß, dass DU gar keine andere Wahl hast, als Dich immer wieder, vermutlich jeden Tag oder jede Nacht damit auseinanderzusetzen, was Du getan hast. Weil es einfach menschenunmöglich ist, ein solches Verbrechen, den Mord an meiner kleinen Schwester, einfach zu verdrängen. Zu verdrängen vielleicht – zeitweise, aber ganz zu vergessen – bestimmt unmöglich!!
Du Mörder meiner Schwester, bitte lies Dir das folgende genau durch: Ich glaube, dass Du im Grunde deines Herzens vielleicht ein guter Mensch warst. Aber durch diesen Vorfall in ein seelisches Martyrium gedrängt wurdest. Ich glaube, dass es eine Reihe absolut unglücklicher Vorkommnissen gegeben hat, die zu einer dermaßen unglücklichen Situation geführt haben, die meiner Schwester schließlich das Leben kostete! Es mag sein, dass Du Fantasien hattest zu töten, aber warum warst du so schwach? Warum hast Du Dir keine Hilfe geholt? Warum hast Du das meiner Schwester angetan und schließlich meiner ganzen Familie?
Hilal war gerade einmal zehn Jahre alt. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Was hat sie Dir getan, dass Du ihr Leben beendet hast? Du musst uns das erklären, das bist Du uns schuldig!
Ich bitte Dich ganz innig darum, dass Du dieses schlimme Martyrium, welches meine Eltern, meine Schwester und ich die letzten 21 Jahre durchmachen mussten, nun beendest. Bitte, beende es! Bitte stell' Dich endlich, steh' zur Wahrheit. Oder Du bleibst für immer der größte Feigling, der Du seit 21 Jahren bist!
Sei kein Lügner mehr und nutze diese Chance für Dich!“
07. Januar 2020 11:28; Akt: 07.01.2020 11:50 Print Polizeieinsatz in Yverdon dauert an Am Ufer des Neuenburgersees bei Yverdon wurde am Montagabend eine Leiche gefunden. Die Polizei ist auch am Dienstagmorgen noch mit der Spurensicherung beschäftigt.
In Yverdon wurde Montagnachmittag am Ufer des Neuenburgersees eine Leiche gefunden. Der Polizeieinsatz war auch am Dienstagvormittag noch im Gange. Die Polizei hat den Fundort grossräumig abgesperrt. Immer wieder fahren Fahrzeuge dem Kanal entlang.
Wie eine 20-Minuten-Reporterin berichtet, suchen auch Anwohner den Ort auf. Das Gerücht macht die Runde, dass es sich um die vermisste Sara M. handeln könnte. Das ist nicht bestätigt. Auch auf Facebook trauern Personen aus dem Umfeld um die 17-Jährige.
(Video: 20 Minuten)
Mehr Informationen am Nachmittag
Jean-Christophe Sauterel, Sprecher der Kantonspolizei Waadt, macht gegenüber 20 Minuten keine Angaben zur Identität der toten Person: «Die Identifikation ist noch im Gange.» Die Polizei will am Nachmittag informieren. Auch zu Spekulationen, wonach es sich bei der gefundenen Person um die seit dem 27. Dezember 2019 vermisste Sara M. handeln könnte, macht der Polizeisprecher keine Angaben.
Wie ein Augenzeuge gegenüber «24 Heures» sagt, seien am Montagabend gegen 16 Uhr zahlreiche Polizisten und viele Fahrzeuge vor Ort gewesen. Der Einsatz finde nahe des Quartiers Foulques statt. Zudem sei ein Zelt aufgebaut worden.
NRW: Nick (22) seit Monaten vermisst! Vorher verschenkte er sein Auto und 10.000 Euro – doch ein Detail macht stutzig
Marcel Storch am 24.12.2019 um 08:26 Uhr Nick Stolz wird seit fast drei Monaten vermisst.Nick Stolz wird seit fast drei Monaten vermisst.Foto: Polizei Wesel
Voerde. „Weihnachten fällt aus bei uns“. Jessica Stolz (27) ist in diesem Jahr so gar nicht nach Weihnachten zumute.
Seit Ende September ist ihr Bruder Nick (22) aus Voerde (NRW) vermisst. Der Fall wirft nach wie vor große Rätsel auf.
NRW: Rätselhafter Vermisstenfall wirft Fragen auf - wo ist Nick? „Ich will gar nicht dran denken, was passiert sein könnte. Ich möchte einfach hoffen, dass er ein neues Leben angefangen hat“, erzählt Jessica Stolz im Gespräch mit DER WESTEN über ihren Bruder. „Aber solange die massiven Widersprüche anhalten, fällt mir das schwer.“
Am 28. September hatte Nick Stolz morgens das Haus seiner Eltern in Voerde (NRW) verlassen. Hier lebte er mit seiner älteren Schwester. Statt in die Uni fährt er ins 140 Kilometer entfernte Aachen. Im Stadtteil Burscheid parkt er sein Auto, legt ein Paket vor eine Haustür, klingelt und verschwindet. Später findet seine Familie ein Flugticket nach Südeuropa.
In dem Päckchen, dass Nick an der Haustür des Mädchen hinterließ, waren 10.700 Euro in bar, ein Laptop, eine Nintendo Switch, der Kaufvertrag und Schlüssel für seinen Golf, und ein „Schenkungsschreiben“. Darin heißt es unter anderem: „Hallo Vicky (Name geändert), sehe es als Geschenk. Du bist eine wundervolles Mädchen. Mach's gut.“
Das Merkwürdige daran: Das Mädchen erklärt der Polizei zunächst, Nick vor zwei oder mehr Jahren das letzte Mal gesehen zu haben. Sie kannten sich offenbar vom Trampolinsport, den auch Nick vor einer Verletzung ausübte. Später kommt raus, dass Nick auch einmal gemeinsam mit einem anderen Mädchen bei ihr in Aachen bei einer Pyjama-Party übernachtete. Inzwischen ist die Rede, dass sie und Nick anschließend noch in anhaltendem Mail-Kontakt gewesen seien.
Zeugen wollen Nick vor Verschwinden in Aachen gesehen haben Jessica Stolz, Freunde und Familie suchten wochenlang vor Ort in Aachen nach Nick. Acht Zeugen wollen ihn vor seinem Verschwinden mit einer Gruppe Männer in einem Schnellimbiss und mit einem Mädchen im Ferberpark gesehen haben wollen. Es passt nicht zur Theorie, dass Nick plötzlich aus dem Nichts in Aachen auf und wenig später spurlos abtauchte.
Familie Stolz steht mittlerweile auch mit dem Hobby-Fallanalytiker Klaus Fejsa in Kontakt. Der sieht einige Ungereimtheiten in dem Fall und kritisiert: „Die Polizei hat ganz offensichtlich überhaupt nicht richtig hingeschaut. Kriminaltechnische Überprüfungen, zum Beispiel des Fahrzeugs, gibt es nicht, überall wurde offenbar dem ersten Anschein blauäugig geglaubt“, so Fejsa.
Vor allem die Hundesuche nach Nick unmittelbar nach seinem Verschwinden macht ihn stutzig. „Am Tag des Verschwindens hat die Polizei ein Angebot der Angehörigen ausgeschlagen, mit perfekten Geruchsproben von Nick aus dessen Bett zu suchen. Vielmehr wurde der Polizeihund mit einer Geruchsprobe vom Autositz von Nicks Auto konditioniert. Der lief dann zum Dom“, erklärt er.
Er stellt die Frage: Saß Nick überhaupt wirklich selbst zuletzt im Wagen? Denn eine Hundesuche von Mantrailer West e.V. mit einem Kissen von Nick am darauffolgenden Tag soll völlig andere Erkenntnisse gebracht haben. „Eine logische Analyse der Gesamtsituation ergibt für mich, dass wohl nicht Nick, sondern ein Täter zuletzt Nicks Auto bewegte. Dann aber galt die Spur des Polizeihundes einem Täter, nicht Nick“, hält er ein Verbrechen für nicht ausgeschlossen. Auch eine Hundeführerin soll laut Fejsa Zweifel geäußert haben, ob Nick überhaupt zuletzt im Auto saß.
Polizei: Gesicherte Erkenntnisse auf Ausreise „Wir haben gesicherte Erkenntnisse, dass Nick Stolz Deutschland per Flugzeug verlassen hat. Er ist ein erwachsener Mann mit freiem Willen und hat offenbar entschieden, dass er in seinem Umfeld nicht mehr leben möchte“, so eine Sprecherin der Polizei Wesel. „Damit sind unsere polizeilichen Maßnahmen ausgeschöpft.“
Sie könne verstehen, dass die Situation für die Familie unbefriedigend sei und man alle Hebel in Bewegung setze, aber Hinweise auf ein Verbrechen lägen nicht vor.
„Irgendwas stimmt nicht“ „Er hatte furchtbare Flugangst, ist in seinem Leben noch nie geflogen“, kann seine Schwester schwerlich glauben, dass Nick wirklich geflogen ist. „Wenn er sich hätte ins Ausland absetzen wollen, hätte er doch sein Geld mitgenommen. Irgendwas stimmt da gewaltig nicht“, entgegnet Jessica Stolz.
Sie hat inzwischen Einsicht in Teile der Akte bekommen. Vor allem das Schreiben, dass Nick vor der Tür des Mädchens hinterlassen haben soll, macht sie stutzig. Es war mit dem Computer verfasst und nicht unterschrieben. Besonders merkwürdig aus ihrer Sicht. „Nick fuhr wie ich einen Golf GTI. Er war großer Fan. In dem Schreiben ist Gti klein geschrieben und Worte wie 'iwann' abgekürzt. Nick hasste Abkürzungen wie diese.“ Laptop, Nintendo oder Geld, die Nick ebenfalls vor der Haustür hinterlassen hat, wurden in diesem Brief überhaupt nicht erwähnt.
Familie hofft jetzt auf Weihnachtswunder Die ältere Schwester kann einfach nicht fassen, dass Nick einfach abgetaucht sein soll. „Nick hatte noch so viele Pläne. Er wollte zum Beispiel mit meinem Freund ein altes Jetski wieder auf Vordermann bringen“, erzählt sie. An Weihnachten wird Nick besonders fehlen. Traditionell befüllt die Familie da immer einen Teller mit Speisen - für Gäste.
Noch hat die Familie nicht aufgegeben, dass ihr Nick wieder zurückkehrt. Der Teller für Nick stünde bereit.
Krasser Vermisstenfall in NRW Ein anderer Vermisstenfall aus NRW sorgte in diesen Tage für Aufsehen. Seit zweieinhalb Jahren war Marvin K. aus Duisburg vermisst, plötzlich tauchte er wieder auf. Durch Zufall fand ihn die Polizei in der Wohnung eines verurteilten Straftäters. Mehr zu dem Fall kannst du HIER nachlesen. >>>
Polizei sucht in Halle nach vermisster Leipziger Studentin Aktualisiert am 17. Dezember 2019, 17:49 Uhr Leipzig/Halle (dpa) - Knapp drei Monate nach dem Verschwinden einer 23-jährigen Studentin aus Leipzig führt offenbar eine Spur nach Halle.
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Ermittler mit Hunden durchsuchten am Dienstag Räume und Außengelände der Hallenser Kunsthochschule Burg Giebichenstein, wie Andreas Ricken, Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig sagte. Zunächst hatten Medien über den sechsstündigen Einsatz berichtet.
Taucher nahmen auch den nahen Mühlengraben unter die Lupe - der Wassereinsatz soll am Mittwoch fortgesetzt werden. "Die bisherigen Ermittlungen haben geboten, heute dort zu suchen", sagte Ricken. Zu den Ergebnissen der Suche machte er zunächst keine Angaben. Die 23-Jährige sei nicht gefunden worden. Weiterhin werde in alle Richtungen ermittelt, ein Verbrechen könne nicht ausgeschlossen werden.
Thema von Christine im Forum Hilfe f. Angehörige v....
Spurlos verschwunden – warum? Vom Leid der Angehörigen von Vermissten
Menschen verschwinden tagtäglich – ohne Erklärung, ohne Brief, ohne ein Zeichen. Freunde und Angehörige sind einem Sturm der Gefühle ausgesetzt. Besonders schlimm trifft es sie, wenn der Verdacht auf ein Verbrechen besteht.
Wonach haben Google-Nutzer in Deutschland 2019 besonders häufig gesucht? Nach der im Februar verschwundenen Rebecca. Unter den allgemeinen Suchbegriffen hat der Name der Berliner Schülerin in diesem Jahr den stärksten Zuwachs an Suchanfragen verzeichnet. Ein Indiz für die besondere Anteilnahme, die Vermisstenfälle in der Öffentlichkeit haben.
VON JULIA GIERTZ (dpa) Am Nachmittag des 19. Mai wacht Reinhard Schetters auf dem heimischen Bett auf. Seine Frau, die sich ebenfalls zum Schlafen neben ihn gelegt hatte, ist nicht mehr da. Auf einem Zettel auf dem Schreibtisch hat sie die Botschaft hinterlassen: «Bin auf dem Friedhof.» Schetters denkt sich nichts dabei, besucht seine Petra doch häufiger alleine das Grab ihrer Eltern und Schwestern. Der Rentner beginnt, das gemeinsame Abendessen zu kochen. «Am Spätnachmittag bin ich nervös geworden, es war doch längst Zeit für die Rückkehr vom Friedhof», erzählt der Mann aus Essen. Hier beginnt die Hölle, durch die Schetters seit diesem Tag geht.
Nach Angaben des Bundeskriminalamts werden in Deutschland etwa 200 bis 300 Fahndungen täglich neu erfasst und auch gelöscht. Die Hälfte davon klären sich innerhalb der ersten Woche auf. Innerhalb von vier Wochen liegt diese Quote bei 80 Prozent. Länger als ein Jahr werden nur drei Prozent vermisst.
Der Publizist Peter Jamin, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten um Angehörige von Vermissten kümmert, rechnet vor: Bei 300 Registrierungen täglich sind das im Jahr über 100.000 Vermisstenfälle. Wenn jeder Vermisste nur fünf ihm nahestehende Menschen habe, dann seien das schon rund eine halbe Million Betroffene, darunter auch Schetters (71).
Keine Spur von der Ehefrau Er geht an jenem Tag im Mai den Weg ab, den seine Frau genommen haben muss, fährt zu den vielen Freunden der geselligen 58-Jährigen. Nichts, nicht der kleinste Hinweis auf ihren Verbleib. In der Nacht bleibt Schetters mit seinen Ängsten allein. Als er am nächsten Morgen zum Polizeirevier geht, traut er seinen Ohren nicht. «Zerbrechen Sie sich doch nicht den Kopf, sie wird schon wieder auftauchen», rät ihm der Beamte, so erzählt es Schetters. Eine Vermisstenanzeige wird nicht aufgenommen.
Nach diesem Schock wendet er sich zwei Tage später ans Polizeipräsidium Essen – und erhält dort Hilfe. Dort wird veranlasst, dass ein Kanal nahe dem Friedhof von Tauchern und mit Sonarbooten abgesucht wird. Auch Suchhunde und eine Spezialeinheit sind im Einsatz und finden – nichts. Nur so viel ist klar: Die Frau kam am Grab an und verließ den Friedhof. Danach verliert sich ihre Spur. Auch die Suche nach Kontobewegungen – die Arzthelferin hatte ihr Portemonnaie samt Scheckkarten dabei – ergibt nichts.
Die meisten kommen wieder zurück Autor Jamin sagt: «Die Angehörigen stürzen in ein psychisches und organisatorisches Chaos.» Bei ihm gehen ein bis zwei Mal pro Woche Hilferufe ein, über die Jahre haben sich bei ihm 2.000 Angehörige Vermisster gemeldet. Der 68-Jährige aus Düsseldorf hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Anrufern Trost zu spenden und praktische Hilfe zu vermitteln sowie die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.
Im Gespräch mit Betroffenen betont Jamin, dass nur hinter einem Prozent der Fälle Verbrechen stehen. Oder er bringt eine spontane Reise ins Gespräch. «Das ist positiver besetzt», erläutert der Journalist. Um die finanziellen Dinge zu regeln – laufende Mietverträge, Versicherungen, Raten- oder Unterhaltszahlungen, Schulden – rät er, beim Amtsgericht eine Abwesenheitspflegschaft für sich oder einen Rechtsanwalt zu beantragen.
Soziale Ader bei Pfadfindern gelernt Ausgangspunkt seines nunmehr 25-jährigen Engagements war ein Filmprojekt über Vermisste für den WDR. Dem Aufruf, sich bei ihm zu melden, folgte kein einziger Vermisster, dafür riefen um so mehr Angehörige verschwundener Menschen an. Er selbst war nie betroffen. «Aber ich habe die Not gesehen», sagt Jamin, der seine soziale Ader auf seine Zeit bei den Pfadfindern zurückführt. Er hat eine TV-Serie und mittlerweile vier Bücher zum Thema veröffentlicht. Neuestes Vorhaben: ein Film auf Grundlage eines von ihm aufgearbeiteten Schicksals einer Mutter, die jahrelang unter Lebensgefahr nach ihrer auf Ibiza wahrscheinlich von Mädchenhändlern entführten Tochter gesucht hat.
Auch der Verband ANUAS, eine Hilfsorganisation für Angehörige von Mord-/Tötungs-/Suizid- und Vermisstenfällen, kümmert sich um das Thema. «Immer mehr Angehörige wenden sich in Vermisstenfällen an uns», sagt Marion Waade, Mit-Gründerin und Bundesvorsitzende des Verbands.
Hilfe für die Angehörigen Von den 200 bis 250 Angehörigen, die sich monatlich bei ANUAS melden, tun das 20 Prozent wegen vermisster Kinder, Partner, Geschwister oder Freunde. Der Rest der Hilfesuchenden kontaktiert den Verband wegen Mord- oder ungeklärten Suizidfällen. Bis 2013 waren es im Jahr rund ein Dutzend Betroffene, die sich wegen Vermisster bei ihrem Verband meldeten, seit 2014 nahmen die Anfragen rasant zu.
In vielen dieser Fälle kristallisierten sich später ein Tötungsdelikt oder ein Suizid als Grund heraus. «Die Angehörigen beschweren sich oft darüber, dass die Polizei sich nicht genügend um ihren Fall kümmert, auf fehlende Kapazitäten verweist, sie nicht ernst nimmt und zum Abwarten rät», erzählt Waade, die selbst die Tochter durch Mord verloren hat. Nur bei Kindern, Senioren oder Menschen, die auf Medikamente angewiesen sind, zeigten die Beamten mehr Engagement.
Das Leid lasse die Polizei weitgehend kalt, moniert auch Publizist Jamin. Zu offiziellen Vermisstenanzeigen müssten die Beamten geradezu gedrängt werden. Die Politik sehe die alleinige Zuständigkeit bei der Polizei.
Polizei: Gewisse Regeln müssen sein Im Stuttgarter Innenministerium etwa kann man die Kritik an der Polizei nicht nachvollziehen. Ein Sprecher von Ressortchef Thomas Strobl (CDU) verweist auf das überall einzuhaltende Prozedere bei Erstattung einer Vermisstenanzeige: erste Befragung, um umfassende Informationen zum Hintergrund, dem Sachverhalt und der vermissten Person zu erhalten, anschließende Lagebewertung. Dann folgen – abhängig vom Einzelfall – Fahndung, bundesweite Ausschreibung, Ermittlungen im persönlichen Umfeld, Durchsuchung von Örtlichkeiten sowie Standortbestimmung von Mobiltelefonen über den jeweiligen Netzbetreiber.
Beim Polizeipräsidium Mannheim verweist man darauf, dass eine Vermisstenfall nur dann vorliegt, wenn eine Person ihren gewohnten Lebenskreis verlassen hat, ihr Aufenthaltsort unbekannt ist und eine Gefahr für Leib oder Leben angenommen werden kann. Diese drei Bedingungen müssten zusammenkommen, da jeder seinen Aufenthaltsort selbst bestimmen könne. Gebe es allerdings Hinweise für eine Gefährdung, ergreife die Polizei alle erforderlichen Maßnahmen, um diese abzuwenden. Minderjährige gelten per se als vermisst, wenn diese den gewohnten Lebensbereich verlassen haben und ihr Aufenthaltsort unbekannt ist.
Schwer zu verstehen: Erwachsene können gehen, wohin sie wollen Auch Verbands-Frau Waade bemüht sich um einen realistischen Blick auf das Phänomen und weiß um die Grenzen ihrer Arbeit. «Wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, müssen wir die Angehörigen zuweilen auf die schmerzliche Möglichkeit hinweisen, dass der oder die Vermisste ein erwachsener Mensch ist, der entschieden hat, nichts mehr mit ihnen zu tun zu haben.»
Daran kann Schetters nicht glauben. Streit oder Unstimmigkeiten habe es zwischen den seit 16 Jahren verheiraten Eheleuten nicht gegeben, sagt der frühere Betriebsleiter einer Firma. «Vermuten tut man alles, das fängt bei Entführung an über Suizid und hört bei Mord auf. Da wird man wahnsinnig.» Was, wenn seine Frau tot gefunden würde? «Das wäre die Katastrophe schlechthin, aber ich könnte das abschließen. Die ewige Ungewissheit wäre vorbei.»
Todesnachricht als Erlösung Diese Sicht teilt der ehemalige Techniker mit anderen Betroffenen. Jamin: «Manchmal ist die Verzweiflung so groß, dass die Zurückgelassenen sogar dankbar dafür wären, wenn man ihnen die Leiche des geliebten Menschen auf die Türschwelle legen würde.» Die Ungewissheit zermürbt die Angehörigen. Sie kreisen endlos um ihren Verlust und drohen in die soziale Isolation und/oder Suchtverhalten abzurutschen. Das spurlose Verschwinden zehre ewig an den Angehörigen, sagt Jamin. Bei Todesfällen gebe es hingegen eine klare Ursache und einen Leichnam.
Angehörigen-Berater Jamin nennt das Beispiel einer Mutter, deren Tochter von einer Verabredung mit einer Freundin nie zu Hause ankam. Die Mutter behandelt das Studentinnen-Zimmer seit fünf Jahren wie ein Museum in demselben Zustand, in dem die Bewohnerin es verlassen hatte. Damit hält sie die Hoffnung auf die Rückkehr ihrer Tochter aufrecht: Jede Veränderung des Raumes käme ihr wie ein Eingeständnis vor, dass sie ihre Tochter niemals wiedersieht – fast wie ein Begräbnis.
Auch Schetters hat in der gemeinsamen Wohnung die Sachen seiner Petra nicht angerührt. «Nicht einen Hut habe ich weggepackt. Ich warte noch immer darauf, dass meine große Liebe nach Hause kommt.»
Frau vermisst, Ehemann unter Verdacht – Blutspuren in der Wohnung
Frankfurt/Main (dpa) – Die Frau ist verschwunden, ihr Mann sitzt in Untersuchungshaft – nun sind neue Details zu einem mutmaßlichen Tötungsdelikt in Frankfurt bekannt geworden. Der Ehemann soll widersprüchliche Angaben gemacht haben. In der gemeinsamen Wohnung sind Blutspuren gefunden worden, sagte Staatsanwältin Nadja Niesen. Grund genug für seine Festnahme, sagte sie.
Seit Oktober ist die 43-Jährige verschwunden. Eine Hundertschaft der Polizei durchkämmte ein mit Bäumen und Sträuchern bewachsenes Gelände im Frankfurter Stadtteil Nied, wo das Paar wohnte – ohne Erfolg.
Mitte November hatte die Polizei den 37 Jahre alten Ehemann festgenommen. Es besteht der Verdacht eines Tötungsdelikts, teilten die Ermittler damals mit. Den Ermittlungen zufolge wollte sich der 37-Jährige wegen einer neuen Beziehung von seiner Frau trennen.
Student (23) aus Koblenz vermisst - seine Spur führt nach Frankfurt
Ein Student (23) aus Koblenz wird vermisst. Doch die Polizei Frankfurt hat eine Spur und bittet die Bevölkerung um Mithilfe.
Frankfurt - Seit Donnerstag, 7.11.2019, wird der 23 Jahre alte Mohammed I.A. Asous aus Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz vermisst. Die Polizei geht nach neuesten Erkenntnissen davon aus, dass sich der 23-Jährige aktuell in Frankfurt aufhalten könnte - und bittet daher auch die Bevölkerung in und um die Mainmetropole um Unterstützung. Vermisst! 23-Jähriger Student aus Koblenz in Frankfurt vermutet
Der Student der Fachhochschule Koblenz wurde zuletzt gegen 18 Uhr an seinem Wohnsitz in der Bachstraße gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war er mit einem schwarzen Anorak und einer blauen Jeans bekleidet. Er führte einen gemusterten Rucksack mit sich. Seitdem fehlt laut den Angaben der Polizei von dem 23-Jährigen jede Spur.